Bienen für die Burg

Die Grünen hatten in der Stadtverordnetenversammlung den Antrag gestellt, dass Imkern gestattet wird Bienenvölker auf der Burg aufzustellen. Dieser Antrag wurde jetzt in den ASU (Ausschuß für Stadtentwicklung und Umwelt)verwiesen um ihn dort zu beraten. Insbesondere die mögliche Gefährdung der Burgbesucher soll hierbei erörtert werden. Wir Grünen haben der Überweisung in den ASU zugestimmt weil wir die Ängste der Bürger ernst nehmen. Eine sofortige Abstimmung in der letzten SVV hätte eine Abwägung der im Leserbrief geschilderten Gefahren nicht in der erforderlichen Gründlichkeit möglich gemacht.

 Zunächst möchte ich darauf hinweisen: Bei der Idee Bienen auf die Burg zu stellen,

geht es den im Imkerverein Bad Soden organisierten Imkern aus Eppstein nicht um wirtschaftliche Vorteile. Wir wollten damit einen kleinen Beitrag zur Förderung der Burg und des Fremdenverkehrs leisten. Angedacht ist, 250 Gramm Gläser des Burghonigs zugunsten des Burgvereins zu verkaufen. Für die Imker bedeutet die Pflege der Völker vor allen Dingen einen gewissen Arbeitsaufwand, den diese aber gerne in Kauf nehmen werden.

 Kurz zu den Rahmendaten: Geplant ist, zwei Bienenvölker im Südzwinger aufzustellen, zu dem Besucher keinen Zugang haben. Die Sammler-Bienen würden vom Stock aus über der Altstadt starten. Die Bienen verteilen sich nicht wild im unmittelbaren Umfeld ihres Stockes, sondern fliegen zu verheißungsvollen Trachtquellen in und um Eppstein. Bienen werden so aufgestellt, dass sie möglichst gleich in die Höhe fliegen – zum Beispiel um Büsche oder Bäume in der Nähe zu überwinden. Die oberhalb des Südzwingers liegenden Bereiche, wie den Weg zum Burghof und den Burghof selbst, werden die Bienen nach unseren Erfahrungen gar nicht aufsuchen oder im normalen Umfang, wie die Bienen von anderen Standorten aus auch. Im Altangarten werden die Bienen die ein oder andere Trachtpflanze finden, aber vermutlich nicht viel häufiger auftauchen als es die Bienen jetzt tun. Im Umkreis von 3 Kilometern was dem normalen Flugradius der Bienen entspricht stehen 76 Bienenvölker von denen wir wissen. Im weiter gefassten Flugradius von 3 bis 5 Kilometern sind es mindestens weitere 38 Völker. In Eppstein selbst finden sich mindestens 16 Imker! Alle diese Bienen können auf die Burg fliegen und tun das auch, wenn sie dort ein attraktives Pflanzenangebot finden. Die beabsichtigten 2 Völker erhöhen das Risiko eines Bienenstiches vielleicht statistisch minimal, praktisch aber wohl nicht.

 Normalerweise ist auch erwünscht, dass Bienen Pflanzen zum Bestäuben in einer Stadt oder Gemeinde finden. Wir alle wissen, wie wichtig die Bestäubungstätigkeit der Bienen für den Nahrungskreislauf des Menschen ist. Ohne Bienen hätten wir zum Beispiel weniger Äpfel an den Bäumen. Was das für eingefleischte Apfelweintrinker bedeutet, kann man sich leicht vorstellen.

Die Bereiche außerhalb der Städte und Gemeinden bieten nach der Haupttracht im April, Mai oder Juni seit einigen Jahrzehnten zu wenig Tracht, da sind sich alle Imker mit den Fachleuten von den Bieneninstituten einig. Das hat viel mit der fehlenden Vielfalt auf den Ackerflächen zu tun. Heute sind die Bienen mehr denn je auf die Gärten angewiesen, die ihnen mit Lavendel und anderen Zierpflanzen im Sommer wenigstens vereinzelte Trachtpflanzen bieten!

 Doch zurück zur Burg. Der in einem Leserbrief an die Eppsteiner Zeitung geschilderte Fall hat für einigen Wirbel gesorgt. Wir möchten darauf hinweisen, dass Bienen keine Wespen sind. Die Ehefrau des Schreibers wurde von einer Wespe gestochen, was im vergangenen Jahr wegen der Unmengen von Wespen an vielen Stellen in Eppstein vorkam. Wespen suchen die Nähe von Menschen, weil sie im Sommer nach Zucker- und Eiweißhaltiger Nahrung suchen. Bienen suchen blühende Bäume und Blumen auf, sie versuchen nicht sich auch an Kuchen und Wurst zu ergötzen und kommen den Menschen deshalb kaum ins Gehege. Ausgenommen sind blühende Kleewiesen im Sommer. Da kann es beim Barfußlaufen zu Stichen in den Fuß kommen. Wir alle haben das als Kinder erlebt. Diese Gefahr ist aber auf dem Burggelände nicht gegeben.

 Zur Gefährdung durch Bienen möchte ich hier auch noch folgendes anmerken: Nach Wikipedia gibt es in Deutschland über 150 Schulimkereien. Dies sind in einer Schule fest installierte funktionstüchtige Imkereien, die mit der Hilfe von oder ausschließlich durch Schüler betrieben werden. Schulimkereien werden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert. Dies könnte nicht genehmigungsfähig sein, wenn es sich bei der Bienenhaltung um eine Leib und Leben bedrohende Tätigkeit handelte.

 Die beteiligten Imker sind als Mitglieder des Imkervereins Bad Soden gegen mögliche Ansprüche versichert. 

 Überall wird derzeit für bessere Lebensbedingungen für Bienen geworben. Selbst Lebensmittelmärkte haben sich dies auf Ihre Fahnen geschrieben. Deshalb bitte ich Sie, genau hinzuschauen und nicht Äpfel mit Birnen bzw. Bienen mit Wespen gleichzusetzen.

Fördern Sie gesunde, regional erzeugte Lebensmittel!

 

Achim von Hein

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